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Thomas Sankara

»Imperialismus ist ein Unterdrückungssystem, das nicht nur in der brutalen Form erscheint, mit Waffen Land zu erobern. Imperialismus erscheint oft in einer subtilen Form, ein Darlehen, Nahrungsmittelhilfen, Erpressung. Wir bekämpfen das System, das einer handvoll Männern erlaubt die gesamte Menschheit zu beherrschen.« – Thomas Sankara, Burkina Faso, Westafrika

Thomas Isidore Noël Sankara (21.12.1949-15.10.1987) wurde in der französischen Kolonie Obervolta in Westafrika geboren. 10 Jahre später erlebte er die Unabhängigkeit seines Landes. Obwohl es zu etlichen Streits mit seinen europäischen Mitschüler*innen kam, schloss er die Schule mit großem Erfolg ab. Als das Geld für die weiterführende Schule fehlte, bewarb er sich an der nationalen Militärschule. Von Kadern der African Independence Party wurde er dort mit den Lehren von Marx und Lenin vertraut gemacht. Inzwischen war Sankara Anfang 20, ausgebildeter Offizier und verfolgte strenge panafrikanische und antikoloniale Ansichten.

Fünfzehn Jahre nach der Unabhängigkeit Obervoltas lag die Wirtschaft des Landes praktisch lahm. Riesige Summen an Schulden gegenüber der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich, Hunger, geringe Bildungsmöglichkeiten und der sich zuspitzende Konflikt mit dem Nachbarstaat Mali, ließen die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wachsen. Als Reaktion gründete Thomas Sankara zunächst den Zusammenschluss kommunistischer Offiziere, der die Beendigung der Korruption zum Ziel hatte. Außerdem bekämpfte er die Bourgeoisie des Landes, die eng mit der ehemaligen französischen Kolonialherrschaft verstrickte war. Durch seine vorwärts gewandten und antipatriarchalen Forderungen erlangte Sankara schnell an Bekanntheit und wurde Anfang der 80er Jahre im ganzen Land als sozialistischer Revolutionär gefeiert. Zwei seiner Verhaftungen lösten derart große Proteste aus, dass Thomas Sankara am 04. August 1983 durch einen von seinem Weggefährten organisierten Staatsstreich zum fünften Präsidenten von Obervolta wurde.

In seiner ersten Amtshandlung verkaufte er alle Mercedes-Luxuslimousinen der Regierung, um mit dem Geld Ernährungs- und Alphabetisierungsprogramme zu starten. Alle Minister*innen mussten von nun an einen Renault 5 fahren – das billigste Auto, das damals zu kriegen war. Auf jeder Ebene, vom lokalen Dorf bis zur Landesverwaltung, errichtete er basisdemokratische Räte, die sogenannten Komitees zur Verteidigung der Revolution. In seiner Regierung saßen 40% Frauen, die weibliche Beschneidung wurde verboten und Verhütungsmittel propagiert. Am meisten internationale Zustimmung erfuhr er jedoch für seine breit aufgestellte Impfkampagne: Polio und Masern sollten ausgerottet werden und nach 2 Wochen waren bereits 2 Millionen Kinder in ihren Schulen und Dörfern geimpft. Noch im ersten Jahr seiner Präsidentschaft benannte Thomas Sankara das ehemalige Obervolta um. Von nun an hieß es Burkina Faso – das Land der aufrichtigen Menschen. Sozialwohnungen und Straßen wurden gebaut, ein Netz öffentlicher Verkehrsmittel geschaffen und unzählige Bäume gepflanzt, um der Desertifikation durch die Sahara entgegen zu wirken. In kurzer Zeit erlebte Burkina Faso einen derartigen Aufschwung, das er nicht mit anderen Ländern zu vergleichen war.

Doch durch seinen radikal antikolonialen Kurs machte sich Sankara nicht nur Freunde. Er forderte die Erlassung sämtlicher Schulden und kritisierte massiv die Staatschefs, die an der neokolonialen Ausbeutung partizipierten und sich an der Armut ihrer Völker bereicherten. Am 15. Oktober 1987 wurde Thomas Sankara bei einem Staatsstreich des Militärs ermordet. Mit ihm wurden mindestens sechs seiner politischen Weggefährten getötet. Plötzlich war die Vision von einem demokratischen Staat, frei von Korruption, unabhängig vom Westen und vereint mit den afrikanischen Nachbarländern erloschen. Noch heute wird Sankara als Idol in Burkina Faso gefeiert. Nur eine Woche vor seinem Tod zitierte er: »Individuen können getötet werden, doch Ideen bleiben.«

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