Carlos Javier Palomino Muñoz (03.05.1991-11.11.2007) war ein junger Antifaschist aus Madrid, der im Alter von 16 Jahren am 11. November 2007 von einem faschistischen Berufssoldaten getötet wurde. Zum Zeitpunkt seiner Ermordung war Carlos zusammen mit anderen Genoss*innen auf dem Weg zu einem Protest gegen einen von faschistischen Gruppen organisierten Aufmarsch in einem der am dichtesten besiedelten Migrant*innenviertel im Süden Madrids. Als Carlos und seine Mitstreiter in die U-Bahn einstiegen, erkannte sie der Faschist durch ihre Kleidung als Antifaschist*innen, und bereitete ein verstecktes Messer vor. Ohne ein Wort zu sagen, stach er Carlos direkt ins Herz und verletzte weitere Antifaschist*innen anschließend schwer.
Vom ersten Moment an sprachen die Medien von einer Schlägerei zwischen extremistischen Gruppen und versuchten somit, die Opfer zu kriminalisieren und ihren antirassistischen Kampf zu unterminieren. Sie folgten damit der bekannten Hufeisentheorie, die Opfer und Täter gleichstellt. Unerwähnt blieb, dass die Ermordung von Carlos im Zusammenhang mit einem innerspanischen Konflikt stand. Antifaschistische Organisationen gedachten in diesem Monat dem Ende der Diktatur von Francisco Franco durch dessen Tod am 20. November 1975, wogegen die spanischen Faschisten den gleichen Tag nutzen, um ihre totalitäre Weltanschauung zu verherrlichen.
Der brutale Mord an Carlos stellte einen Wendepunkt im antifaschistischen Kampf in Madrid dar. Bereits seit vielen Jahren hat die Straflosigkeit, mit der die faschistischen Gruppen in Madrid agierten, viele Menschenleben gefordert. Dank der Selbstorganisation von Graswurzelbewegungen wurden die Faschisten nun aus den Arbeitervierteln vertrieben, ihre Aufmärsche blockiert und ihre Veranstaltungen boykottiert. Gleichzeitig drängte ihr Kampf darauf, den politischen Charakter des Mordes anzuerkennen und die Inszenierung der Medien zu entlarven. Nach der Ermordung von Carlos gründete seine Mutter die Vereinigung der Opfer faschistischer, rassistischer und homophober Gewalt, um die faschistische Gewalt zu bekämpfen und ihrer Straflosigkeit ein Ende zu setzen. Später beteiligte sie sich an der Gründung des Kollektivs »Mütter gegen Repression«, das Mütter von Aktivist*innen vereint. Zum ersten Mal wurde bei einem juristischen Prozess im nachfrankistischen, spanischen Staat der ideologische Hass, der dem Mord zugrunde lag, beachtet und der Mörder wurde zu 26 Jahren Haft verurteilt.
Die Ermordung von Carlos und die anschließende Reaktion der Bevölkerung brachte die Straflosigkeit ans Licht, mit der faschistische Gruppen in Madrid agierten und immer noch agieren. Dies zeigt sich an der Tatsache, dass der Mörder mit einem Messer bewaffnet zu einer Demonstration ging, ohne Angst haben zu müssen, von der Polizei durchsucht zu werden. Seit diesem tragischen Tag wird jedes Jahr ein Marsch zum Gedenken an Carlos organisiert.
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