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Titina Silá

Ernestina »Titina« Silá (1943-30.01.1973) ging als Heldin in die Geschichte des Westafrikanischen Unabhängigkeits- und Befreiungskampfes ein. Sie wurde im Süden des heutigen Guinea Bissaus geboren, das damals von der portugiesischen Kolonialmacht verwaltet und kontrolliert wurde. Um sich dieser Unterdrückung entgegenzusetzen, gründete sich 1956 die Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde (kurz: PAIGC; deutsch: Afrikanische Partei für die Unabhängigkeit Guineas und Kap Verdes). Die marxistisch inspirierte Bewegung vernetzte sich pan-afrikanisch, mit einem Ziel: die endgültige Beendigung des Kolonialismus und die Schaffung einer neuen sozialen Gerechtigkeit. Als sich dieser Kampf 1963 bewaffnete, hatte Titina Silá ihren Heimatort bereits verlassen und sich der Befreiungsbewegung angeschlossen. Sie ging in den Norden des Landen und setzte sich dort für die Gesundheitsversorgung der verbliebenen Bevölkerung ein. Denn was einst als Streik begann, der von portugiesischen Kolonialtruppen blutig zerschlagen wurde, hatte sich zu einem Kolonialkrieg entwickelt. In den darauffolgenden Jahren reiste sie zweimal in die Sowjetunion, um sich innerhalb eines »politischen Praktikums« marxistisch weiterzubilden und sich als Krankenschwester ausbilden zu lassen. Da Portugal weiterhin jegliche Unabhängigkeitsbestrebungen brutal zerschlug, war es nicht schwer auch die ländliche Bevölkerung für den Kampf zu mobilisieren und die PAIGC erfuhr Unterstützung von Kuba und der Sowjetunion. Die PAIGC erlangte zunehmend an Macht, und Titina Silá wurde als politische Kommissarin der Nördlichen Gebiete ernannt. Später war sie eines der Mitglieder des oberen Kampfrates. Ihr Name war in aller Munde und als 1972 die Kolonialtruppen zurückgedrängt wurden, wuchs die Hoffnung auf Unabhängigkeit. In vielen westafrikanischen Staaten hatte eine antikoloniale Neuordnung der Gesellschaft bereits begonnen und die Kolonialmächte gerieten zunehmend unter Druck. Als der PAIGC Gründer und Vorsitzender plötzlich ermordet wurde, reisten Titina Silá und andere Widerstandskämpfer*innen in die guinesische Hauptstadt Conakry zur Trauerfeier. Auf dem Weg dorthin wurde sie am 30. Januar 1973 in Farim an der Querung des Flusses Cacheu im Alter von 29 Jahren von portugiesischen Soldaten getötet. Neun Monate späte rief die PAIGC einseitig die Unabhängigkeit Guineas und Kap Verdes aus. Nach einem weiteren Jahr wurde diese von Portugal anerkannt. Die PAIGC regiert noch heute in Guinea-Bissau und Kämpft gegen neo-koloniale Zustände in ganz Afrika. Titina Silá Todestag wird jährlich als Tag der guinea-bissauischen Frau gefeiert.

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