Sònia Rescalvo Zafra (ca. 1945-06.10.1991) war eine Transfrau aus Cuenca, einer Kleinstadt in Zentralspanien. 1945, im Alter von 16 Jahren, zog sie nach Barcelona, weil zu dieser Zeit viele Menschen in die Großstädte emigrieren mussten, um ihrer Geschlechtsidentität entsprechend arbeiten und leben zu können.
In Barcelona machte sich Sònia durch ihre künstlerischen Talente in der Kabarettszene einen Namen und wurde zu einem berühmten Star, der in mehreren der wichtigsten Theatern der Stadt regelmäßig auftrat. Leider begann in den 80er Jahren eine Krise des Varietés, wodurch ihre Karriere beendet wurde. Auf Grund der noch bestehenden sozialen Marginalisierung der LSBTIQ+-Gruppen (Lesben, Schwulen, Bisexuelle, Trans*, Inter* und Queer) konnte Sònia in keinem anderen Bereich arbeiten und musste ihren Lebensunterhalt mit der Bettelei bestreiten, was dazu führte, dass sie in einem Park schlief.
Am frühen Morgen des 6. Oktober 1991 betrat eine Gruppe von Neonazis auf ihrem Weg nach Hause den Park, um, wie sie es nannten, »die Trommel zu schlagen«. Diese Aktivität bestand darin, Verweigerer*innen, Rebell*innen, Kommunist*innen, LGBTIQ+-Leute und alle anderen, die anders waren, mit ihren Stahlkappenstiefeln zu malträtieren. Dort trafen sie auf Sònia und ihre Freundin Dori, die auf dem Boden schliefen. Sie schlugen Sònia zu Tode und ließen Dori schwer verletzt zurück. Bevor sie gingen, stießen sie auf Miguel, einen Obdachlosen, der ebenfalls im Park schlief, und als er ihnen vorwarf, was gerade geschehen war, schlugen sie ihm auf das Gesicht ein, bis er erblindet war.
Im März 1992 verhaftete die Polizei eine Gruppe von Neonazis wegen des Mordes an Sònia und der Angriffe auf Dori und Miguel. Die Stiefel, die die Angeklagten zu Hause hatten, enthielten noch organische Überreste von Sònia und Dori und dienten als wesentliche Beweise im Prozess. Die Gerichte in Barcelona verurteilten die sieben Neonazis wegen Mordes zu Haftstrafen zwischen 23 und 50 Jahren. Jahre später reduzierte der Oberste Gerichtshof die Urteile von Mord auf Totschlag und die Strafzeit wurde somit halbiert. Bis 2011 waren die meisten Verurteilten bereits aus der Haft entlassen worden.
Im Jahr 2013 wurde der Ort im Park, an dem eine junge Frau vom spanischen Faschismus ermordet wurde, Glorieta de la transsexual Sònia (deutsch: »Gartenlaube der transexuellen Sonia«) genannt. Dort wurde eine ihre Geschichte erläuternde Gedenktafel angebracht, die weiterhin alle paar Monate mutwillig beschädigt wird.