Alfred Willi Rudolf »Rudi« Dutschke (07.03.1940-24.12.1979) wuchs zunächst in der DDR auf und war hier unter anderem in der Freien Deutschen Jugend (kurz: FDJ) aktiv. Nachdem der Aufstand in Ungarn 1956 und die darauffolgende sowjetische Intervention und blutige Niederschlagung des Aufstands sowie die Positionierung der Staatsführung der DDR im Kontext dieser Ereignisse den jungen Rudi immer mehr in Widerspruch zur offiziellen Staatslinie der DDR brachten, zog er 1961 schließlich nach Westberlin und begann ein Soziologiestudium an der Freien Universität.
Während er in seiner Jugend vor allem aus christlicher Motivation für Gewaltfreiheit und soziale Gerechtigkeit eintrat, radikalisierte er sich im Laufe seines Studiums und seiner politischen Aktivitäten in Westberlin (vor allem als Mitglied der situationistischen Subversiven Aktion). Schon in der Frühphase der westberliner bzw. westdeutschen Studierendenbewegung, welche in der BRD einen wichtigen Teil auf der 1968 folgenden antiautoritären Sozialrevolte darstellte, trat Rudi als einer ihrer wichtigsten Protagonist:innen auf. 1965 trat er gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Subversiven Aktion in den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (kurz: SDS) ein. Vor allem durch die reißerische Berichterstattung in den bürgerlichen Medien wurde er schnell zum »Anführer« der rebellischen Studierenden in Westberlin und darüber hinaus stilisiert. Er vertrat konsequent antiimperialistische Positionen und war sowohl ein scharfer Kritiker des US-Imperialismus als auch der sowjetischen Realpolitik.
Zwei der Höhepunkte seines Engagements in der Studierendenbewegung und der Außerparlamentarischen Opposition waren die Mitorganisation der Kampagne Enteignet Springer! nach dem Mord an Benno Ohnesorg am 02. Juni 1967 in Westberlin sowie des Internationalen Vietnamkongresses in Solidarität mit dem Freiheitskampf des vietnamesischen Volkes im Februar 1968 im Audimax der TU Berlin.
Am 11.04. 1968 sollte die nicht abebbende Hetzte gegen Rudi und die rebellischen Studierenden beinahe tödliche Konsequenzen haben. Aufgehetzt vor allem durch die Springerpresse, verübte Josef Bachmann einen Anschlag auf Rudi. Er überlebte den Schuss nur knapp. Übrigens gehörte Bachmann zum Umfeld der neofaschistischen Braunschweiger Gruppe.
Im Nachgang des Anschlags zog sich Rudi zunächst aus der politischen Öffentlichkeit zurück und verbrachte unter anderem einige Zeit im Haus des bekannten kommunistischen Verlegers Giangiacomo Feltrinelli in der Nähe von Mailand. Nachdem er sein politisches Engagement noch für einige Jahre in verschiedenen Kontexten fortführte, starb er schließlich am 24.12. 1979 an den Spätfolgen des Anschlags im dänischen Aarhus.
Auch wenn er gerade in den letzten Jahren seines Lebens zunehmend mit reformistischen Ideen sympathisierte und an der Gründung der Vorläuferstrukturen der Partei Die Grünen beteiligt war, bleibt Rudi dennoch bis heute eine bedeutende Persönlichkeit der radikalen Linken in der BRD.