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Rosa Luxemburg

Rosa Luxemburg (05.03.1871-15.01.1919) ist weithin bekannt für ihre Rolle in der Novemberrevolution und als Mitbegründerin der KPD. Weniger bekannt ist ihr politischer Lebensweg vor dem 1. Weltkrieg.

Sie wurde vermutlich 1871 als Rozalia Luksenburg in Zamość, welches damals zum russisch besetzten Teil Polens gehörte, geboren. Ihre Eltern waren jüdisch und sympathisierten mit der polnischen Nationalbewegung. Ab 1884 besuchte sie das Frauengymnasium in Warschau und kam dort mit der marxistischen Gruppe »Proletariat« in Kontakt, der sie beitrat. Dies führte auch zu ihrer ersten Repressionserfahrung: Die Gruppe wurde verboten, als ihre Mitgliedschaft 1888 schließlich aufflog, musste sie in die Schweiz fliehen. In Zürich studierte sie daraufhin bis zur Erlangung des Doktortitels, an der einzigen deutschsprachigen Universität, an der Frauen ein Studium erlaubt war. Dort kam sie auch in Kontakt mit deutschen Sozialdemokraten, genauso wie mit dem russischen Marxisten Leo Jogiches, der bis zum Lebensende ihr Geliebter bleiben sollte.

1893 war sie Mitbegründerin der »Sozialdemokratie des Königreichs Polen und Litauens«, welche im Gegensatz zur etablierten »Polnischen Sozialistischen Partei« keine nationale Unabhängigkeit Polens forderte, sondern konsequent einen Internationalismus vertrat. 1898 zog sie nach Deutschland um und erhielt mit Hilfe einer Scheinehe die Staatsbürgerschaft. Dort agitierte sie insbesondere unter polnischsprachigen Arbeitern in den deutschen Ostgebieten.

Im Folgenden wurde sie immer mehr zu einer Wortführerin des linken Flügels in der SPD, unter anderem als Chefredakteurin der Sächsischen Arbeiterzeitung. Zwei Debatten, in denen sie das Wort ergriff, sind an dieser Stelle besonders hervorzuheben: Die Revisionismusdebatte und die Massenstreikdebatte. Erstere drehte sich um die Frage, ob die SPD an einem Programm festhalten sollte, dass die Revolution als Ziel hat oder sich auf Sozialreformen innerhalb des Systems beschränken solle. Luxemburg verteidigte in ihrer Schrift 1899 erschienenen Schrift »Sozialreform oder Revolution« die revolutionäre Ausrichtung gegenüber dem Revisionisten Eduard Bernstein, eine Position, mit der sie zu dieser Zeit noch mit dem Parteivorstand übereinstimmte. Bei der Massenstreikdebatte 1905/06 ging es um die Frage, ob ein Generalstreik mit politischen Zielsetzungen sinnvoll sei. Die Gewerkschaften lehnten dies, auch aus Angst vor Repressionen, ab. Luxemburg konnte sich mit ihrem Eintreten für den politischen Massenstreik als Kampfmittel zu diesem Zeitpunkt letztlich nicht durchsetzen. Auch ihre Imperialismustheorie, welche den Kolonialismus mit der Ausdehnung des Kapitals in noch nicht kapitalistische Gebiete erklärte und von Krieg als notwendiger Konsequenz des kapitalistischen Expansionsstrebens ausging, ist an dieser Stelle zu erwähnen.

In Reaktion auf den Ausbruch des 1. Weltkriegs und der Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten gründete sie zusammen mit anderen enttäuschten Sozialdemokraten am 5.8.2014 die »Gruppe Internationale«, Vorläufer der 1916 entstandenen »Spartakusgruppe«. Sie agitierte gegen den Krieg und wurde dafür mehrfach in Haft genommen. Zur russischen Oktoberevolution äußerte sie sich zwar in Teilen kritisch, aber grundsätzlich solidarisch.

Nachdem sie am 9. November 1918 aus der Haft entlassen wurde, spielte sie eine wichtige Rolle in der nun beginnenden Novemberrevolution. Die von ihr unterstützte sozialistische Rätebewegung wurde von der Mehrheits-SPD in Zusammenarbeit mit rechtsradikalen Freikorps blutig bekämpft. Am 1. Januar war sie an der Gründung der KPD als Zusammenschluss der Spartakusgruppe und anderer sozialistischer Gruppierungen beteiligt und wurde in den ersten Vorstand gewählt.

Als am 4. Januar 1919 der linke Polizeipräsident Emil Eichhorn abgesetzt wurde, starteten die revolutionären Obleute (unabhängige Vertrauensleute in den Betrieben) einen Aufstand, infolge dessen das Berliner Zeitungsviertel besetzt wurde. Auch wenn Luxemburg aufgrund mangelnder Vorbereitung intern von einer Beteiligung abriet, beteiligte sich die KPD schließlich. Der Aufstand wurde von Freikorps im Auftrag der MSPD-Regierung niedergeschlagen, hunderte Aufständische erschossen. Rosa Luxemburg musste untertauchen.

Ihre folgende Ermordung kam nicht aus dem Nichts. Bereits seit Dezember 1918 rief die von Industriellen und Bänkern finanzierte »Antibolschewistische Liga« dazu auf, die Anführer des Aufstands zu töten. Dies blieb nicht folgenlos: Am 5.01.1919 wurde sie vom antirepublikanischen Freikorps Garde-Kavallerie-Schützen-Division durch einen Kopfschuss ermordet. Die Täter werden für ihre Taten nie belangt. Der befehlshabende Generalstabsoffizier Waldemar Pabst sagte später aus, Gustav Noske als Vertreter der SPD und der Regierung habe ihm in einem Telefongespräch indirekt seine Billigung für den Mord ausgesprochen.

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