Johann Georg Elser (04.01.1903-09.04.1945) war ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er verübte am 8. November 1939 einen leider gescheiterten Anschlag auf Hitler und die NS-Führungsriege.
Elser wurde am 4. Januar 1903 in Hermaringen in Württemberg als Sohn von eines Holzhändlers und Landwirts geboren. Bereits als Kind musste er am elterlichen Hof mitarbeiten. Er selbst machte eine Schreinerlehre und arbeitete fortan in diesem Beruf. Unter Kollegen galt als sehr präziser Arbeiter. 1925 zog er nach Konstanz. Dort trat er der Holzarbeitergewerkschaft und dem roten Frontkämpferbund bei. Dem Verhörprotokoll nach seiner Verhaftung zufolge sei er allerdings nur zahlendes Mitglied gewesen und habe keine Uniform besessen. Ob das stimmt, lässt sich mit den vorliegenden Quellen nicht mehr genau rekonstruieren, auch damit handelte es sich aber nicht um einen unpolitischen Menschen. Die KPD wählte er nach eigener Aussage, auch wenn er ihr nicht beitrat. Er spielte auch Musik und war Mitglied im Zitherclub Konstanz. 1932 zog Elser zu seiner seit 1904 in Königsbrunn lebenden Familie, um dieser zu helfen. Grund war der Alkoholismus seines Vaters. Dort blieb er bis zum August 1939, als er nach München zog, um den Anschlag vorzubereiten.
Elser war von Beginn an ablehnend gegenüber den Nationalsozialismus eingestellt, verweigerte den Hitlergruß und nahm nicht am gemeinschaftlichen Hören von Hitlerreden im Rundfunk teil. Im Gestapo-Verhör gab er seine Motivation mit der Verschlechterung der Lebensbedingungen der Arbeiter*innen an. Die Löhne seien gesunken, ein Arbeitsplatzwechsel nicht mehr so einfach möglich. Auch die Einschränkung der Religionsfreiheit gab er als Grund an. Ab spätestens 1938 sei dann die von ihm erkannte Kriegsgefahr durch Aufrüstungen und immer weitergehende territoriale Forderungen hinzugekommen. Dies geschah unter dem Eindruck der Annektion des sogenannten Sudentenlandes im Oktober 1938. Elser kam zu dem Schluss, dass nur das Ausschalten der nationalsozialistischen Führung einen Krieg verhindern könnte.
Für seinen Anschlag suchte er den Münchner Bürgerbräukeller aus, in dem Hitler am Abend vor jedem Jahrestag des Putschversuchs 1932 in Anwesenheit von Parteiprominenz eine Rede hielt. Er beschloss, in die Säule hinter dem Rednerpult eine Zeitbombe einzubauen. Dazu beschaffte er sich an seinem Arbeitsplatz in der Heidenheimer Armaturenfabrik mindestens 250 Presspulverstücke. Gleichzeitig zeichnete Elser die Pläne für seinen Sprengkörper und entwickelte einen mechanischen Zündmechanismus. Im Frühjahr 1939 nahm er die Arbeit in einem Steinbruch an, wo er 105 Dynamit-Sprengpatronen und 125 Sprengkapseln entwendete. Im August 1939 zog er nach München, wo er sich nach der Einnahme einer Mahlzeit im Bürgerbräukeller jeden Abend versteckte, bis das Gasthaus geschlossen wurde und dann in mühevoller Arbeit von 30 Nächten die Säule aushöhlte, um den Zeitzünder dort zu deponieren.
Die Konstruktion funktionierte: Die Bombe explodierte zur vorgesehenen Zeit von 21:20 Uhr. Allerdings verließ Hitler mit der Führungsriege den Keller bereits 13 Minuten früher, da er aufgrund von Nebel nicht wie geplant mit dem Flugzeug fliegen konnte, sondern auf einen Sonderzug auswich. Elser, der gleichzeitig versuchte, in die Schweiz zu fliehen, wurde von Zollbeamten festgenommen. Da in seiner Tasche eine Ansichtskarte des Bürgerbräukellers und Teile eines Zünders gefunden wurden, wurde er schnell als Verdächtiger für den Anschlag identifiziert, zu dem er sich nach Verhören unter Folter schließlich bekannte.
In der Öffentlichkeit wurde die Tat vor allem dem britischen Geheimdienst, aber auch dem in der Schweiz exilierten Otto Strasser, einem ehemaligen innerparteilichen Gegner Hitlers, zugeschrieben. Auch wenn die Untersuchungen keine Indizien ergaben, die gegen eine Einzeltäterschaft sprachen – so baute Elser die Bombe in Gefangenschaft noch einmal nach – wurden diese Erkenntnisse geheimgehalten, da sie sich propagandistisch nicht verwerten ließen. Auch viele Regimegegner*innen gingen zu dieser Zeit nicht von einer Einzeltäterschaft, sondern von einer False Flag – Aktion der Nazis aus und zogen Parallelen zum Reichstagsbrand. Elser wurde ab 1940 ohne Verfahren im KZ Sachsenhausen und später im KZ Dachau gefangengehalten. Am 5. April 1945, einen Monat vor der Befreiung des Lagers, wurde er auf direkten Befehl Hitlers in Dachau erschossen.
Auch nach dem Ende des Krieges hielt sich zunächst das Gerücht, Elser sei kein Einzeltäter, sondern von britischen Agenten beauftragt oder eine Marionette der Nationalsozialisten gewesen. Er wurde als Widerstandskämpfer lange Zeit kaum gewürdigt. Erst nach der Entdeckung der Verhörprotokolle durch Lothar Gruchmann und weiterer Quellen in den 1960er Jahren änderte sich die Situation langsam. Heute gibt es keine Zweifel mehr an seiner Einzeltäterschaft und er ist er als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus grundsätzlich anerkannt. Allerdings steht er in der öffentlichen und offiziellen Ehrung noch immer im Schatten des militärischen Widerstands um Stauffenberg. Dieser bestand aus Personen, die zu der Zeit, als Elser sein Attentat ausführte, noch vom Nationalsozialismus überzeugt waren, hohe Positionen einnahmen und als Täter am Krieg beteiligt waren. Sie wandten sich erst davon ab, als der Krieg verloren schien – im Gegensatz zu Elser, der ihn verhindern wollte, als der deutsche Imperialismus noch nicht am Boden lag.
Zum Weiterlesen:
Anton Hoch, Lothar Gruchmann: Georg Elser: Der Attentäter aus dem Volke. Der Anschlag auf Hitler im Münchener Bürgerbräu 1939, Frankfurt am Main 1980.
Ulrich Renz: Die Akte Elser. Schriftenreihe der Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn Band 1, Königsbronn 2000.
Dokumentation und Quellen auf der Webseite des Georg-Elser-Arbeitskreises Heidelheim: http://www.georg-elser-arbeitskreis.de.
Dokumentation der Gedenkstätte Deutscher Widerstand: https://www.georg-elser.de/.